Gastbeitrag von Joachim Cotaru von der Kampagne Save Roșia Montană
Nach 15 Jahren Kampf gegen Europas größten geplanten Goldtagebau in Rumänien scheint ein Sieg greifbar. Die endgültige Entscheidung aber steht noch aus.
Im Herbst 2013 gingen insgesamt weit über hunderttausend rumänische Bürgerinnen und Bürger auf die Straße. Anlass war der Versuch der Regierung, ein Sondergesetz für die Genehmigung des Goldtagebau-Projekts in Roșia Montană ohne umständliche Anhörungen durch die Parlamentskammern zu jagen. Doch außerhalb der politischen Kaste Rumäniens will fast niemand dieses Projekt. Niemand will die Zerstörung der fast 1.900 Jahre alten Siedlung für 17 Jahre Gold- und Silberabbau. Nichts berechtigt die Ausbeutung von 300 t Gold und 1.300 t Silber im Tausch für ein 250 Millionen Kubikmeter fassendes Rückhaltebecken, in dem sich die Zyanidlauge für Jahrzehnte absetzen soll. Kein Argument gibt es für eine begrenzte Zahl von Arbeitsplätzen als Gegenleistung für eine vergiftete Zukunft, in der die Roșia Montană Gold Corporation (RMGC) sicherlich nicht mehr haftbar sein wird. Hingegen gibt es Menschen, die weiterhin in Roșia Montană leben wollen und viele in Rumänien und der Welt, die sie bei diesem Kampf unterstützen. So ist aus „Save Roșia Montană!“ die größte Umwelt- und Sozialkampagne unseres Landes geworden. Die Bewegungsstiftung unterstützt sie seit 2013.
Andere Initiativen haben sich von „Save Roșia Montană!“ ermutigen lassen und kämpfen an vielen Orten Rumäniens zum Beispiel gegen die Erkundungen für Schiefergasvorkommen. International fand unser Anliegen jetzt solidarische Anerkennung mit der Organisation des 4. Europäischen Forums gegen sinnlose und aufgezwungene Großprojekte in Roșia Montană Anfang Mai. Etwa 300 AktivistInnen aus etlichen europäischen und nordafrikanischen Ländern versammelten sich, um ihre Erfahrungen zum Beispiel im Kampf gegen Stuttgart 21 oder den Hochgeschwindigkeitszug TAV im italienischen Susa-Tal auszutauschen.
Diese Vernetzung ist überaus wichtig für uns. Doch auch die Proteste im Land scheinen Wirkung zu zeigen. Mitte April wurden zwei essentielle Genehmigungen für das Vorhaben annulliert. Das Berufungsgericht Suceava verwarf die Aufhebung des archäologischen Schutzes für das Carnic-Massiv, das von Stollen aus der Römerzeit durchzogen ist und durch den Goldabbau verschwinden würde. Dieses Landeskulturerbe stellt eines der Argumente für die Aufnahme Roșia Montanăs in die UNESCO-Weltkulturerbeliste dar. Zeitgleich hob mit dem Berufungsgericht Covasna eine weitere Instanz die bereits erteilte Umweltgenehmigung auf.
Vor der Europawahl setzte die Kampagne darauf, die KandidatInnen auf ihre Haltung zum Goldprojekt hin zu befragen. Diese grunddemokratische Taktik ist eine ihrer weitreichenden Stärken: So werden BürgerInnen zur Wahrnehmung ihrer Rechte über das konkrete Anliegen hinaus ermutigt!
Noch ist Roșia Montană nicht gerettet; die Kämpfe gegen Schiefergasförderungen stehen erst am Anfang. Das letzte Jahr aber hat konkret gemacht, wie wichtig es neben internationaler Solidarität ist, dass sich die BürgerInnen Rumäniens lautstark erheben.
Wer die Kampagne und die Region selbst kennenlernen möchte, sollte zum FânFest vom 11. bis 17. August nach Roșia Montană kommen. Unter dem Motto „Kultivier die Revolution!“ finden Diskussionen, Filmvorführungen, ein Sozialforum und Konzerte statt. Mehr Infos unter www.rosiamontana.org oder per E-Mail bei tudor@rosiamontana.ro (Englisch, Französisch). |
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