Roșia Montană: Rückblick auf das FânFest #9

Rosia Montana, Fân Fest #9. Bild: Manfred Mehrer/ MIMAtelier
Rosia Montana, Fân Fest #9. Bild: Manfred Mehrer/ MIMAtelier
Rosia Montana, Fân Fest #9. Bild: Manfred Mehrer/ MIMAtelier
Rosia Montana, Fân Fest #9 – Die Theatergruppe Circus Mundi in Aktion. Bild: Manfred Mehrer/ MIMAtelier

Am 17. August endete im rumänischen Roșia Montană nach einer Woche die neunte Ausgabe des jährlich stattfindenden FânFests (englisch-rumänisches Wortspiel zwischen „Heu“ und „Fan“) der Kampagne zur Rettung des Bergdorfes.

Etwa 7.000 Menschen aus dem In- und Ausland fanden vom 11. bis 17. August den Weg nach Roșia Montană. Neben einem reichhaltigen Angebot an Konzerten gab es Filvorführungen, Workshops und ein breit gefächertes Sozialforum. All dies fand unter freiem Himmel genauso statt wie in den zahlreichen örtlichen Kirchen der verschiedensten Konfessionen. Unter den Gästen waren AktivistInnen aus dem spanischen Corcoesto, dem französischen Nantes und dem türkischen Çanakkale, wo ein dem rumänischen Vorhaben vergleichbares Projekt geplant ist.

Roșia Montană ist mehr als nur ein wunderschöner Ort im rumänischen Apuseni-Gebirge zwischen Cluj/ Klausenburg und Alba Iulia/ Karlsburg. Vierzehn Jahre währt hier schon der Widerstand von ansässigen Bäuerinnen und Bauern gegen Europas grösste geplante Goldmine. Die Roșia Montană Gold Corporation (RMGC), ein rumänisch-kanadisches Joint Venture, plant hier 300 Tonnen Gold, 1600 Tonnen Silber und weitere Erze abzubauen. Der vor bald 1.900 Jahren erstmals als römische Siedlung erwähnte Ort würde dem keine zwei Jahrzehnte dauernden Abbau zum Opfer fallen, Siedlungen in der Nachbarschaft in einem gigantischen Rückhaltebecken für hochgiftige zyanidhaltige Rückstände verschwinden.

Nicht nur Menschen aus Roșia Montană wehren sich gegen diese Pläne. Vielmehr ist die Kampagne „Save Roșia Montană!“ zur grössten Umwelt- und Sozialkampagne des Landes geworden. Vor knapp einem Jahr war die Stimmung auf dem FânFest nahezu explosiv, da Pläne für ein Sondergesetz zur Genehmigung des Goldtagebaus bekannt wurden. Als die Bukarester Regierung dieses Gesetz dann im Herbst durch die Gremien jagen wollte, verursachten sie damit die grössten Demonstrationen in der jüngeren rumänischen Geschichte. Woche für Woche gingen Tausende und Zehntausende in Rumänien und dem Ausland für das Bergdorf auf die Strassen. Das Gesetz ist inzwischen Geschichte – ein klarer Sieg für die rumänische Zivilgesellschaft.

Das Vorhaben ist dennoch nicht vom Tisch. Eugen David, örtlicher Kleinbauer und Gesicht der Kampagne, fand dafür klare Worte: “Ich hab mich noch nie mit kalten Wasser betrunken. Solange es die Pläne zum Goldabbau in unserem Dorf noch gibt, werden wir den PolitikerInnen permanent auf die Finger schauen!” Dennoch sei es ein sehr gutes Zeichen, dass erstmals seit vielen Jahren von der RMGC im Ort kaum noch etwas wahrzunehmen sei.

Neben der Internationalisierung ihres Anliegens hat es die als Umweltinitiative begonnene Kampagne geschafft, zur Plattform für die unterschiedlichsten Bewegungen in Rumänien zu werden. Darüberhinaus, das wurde in den vergangenen Tagen in Roșia Montană deutlich, ist sie auch Knotenpunkt zwischen Bürgerinitiativen West- wie Südosteuropas geworden.

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