Rosia Montana: Leserbrief an das Neue Deutschland

Am 30.7.2010 erschien im „Neuen Deutschland“ unter der Überschrift „Ein Bergdorf zwischen Sekt und Selters“ (www.neues-deutschland.de/artikel/176342.ein-bergdorf-zwischen-sekt-und-selters.html) ein Artikel zum geplanten Goldtagebau in Rosia Montana. Joachim Cotaru hat dazu folgenden Leserbrief verfasst:

Herr Glück, lt. Website „Pressedienstleister“, stösst ins Horn der Zyanid-Kompanie und das ND übernimmt unbesehen dies Material. Bedauerlich für eine sozialistische Tageszeitung, gefährlich für den Widerstand vor Ort.

Den finanziellen Verlockungen der Goldinvestoren erlegen, hat die Gemeinde Rosia Montana schon vor Jahren alle alternativen Entwicklungsmöglichkeiten für den Ort per Ratsbeschluss blockiert. Die festgeschriebene Verödung eines einst blühenden Ortes untermalt den vorgeblichen Sachzwang: Nichts soll gehen, alle sollen gehen.

„Die reine Zwecksiedlung“ hat eine vielhundertjährige Geschichte und soll nun sogar ins UNSECO-Welterbe aufgenommen werden. Die Bauern hatten ihre Claims, die sie nun verlieren sollen. Einige wollen einfach nicht gehen und wehren sich nun seit über zehn Jahren vehement. Logisch, dass die ihnen entgegenkommende Unterstützung kaum nur aus dem Flecken kommt. Von „Umweltaktionismus“ ist dies aber meilenweit entfernt. Vielmehr ist es die RMGC, kurz „Gold“ genannt, die einen solchen betreibt, in dem sie das als grün verkauft, was Herr Glück als rosa-rote Entwicklungsbrille im ND veröffentlichen konnte.

Professionell wäre es gewesen, hätte sich der Verfasser des Artikels auch bei den widerständischen Organisationen gemeldet und diese mal gefragt. Dann hätte er berichten können, unter welchem Druck die Organisation des diesjährigen FânFests vom 13.-15. August (www.fanfest.ro) steht. Alles wird versucht um das Fest gegen die Zerstörung des Dorfes und die drohende Verseuchung mit Zyanid zu verhindern.

Die fatale Banalisierung des geplanten Goldabbaus als Folge eines uns angeblich allen innewohnenden Goldhungers hätte die Redaktion doch bitte stutzig machen dürfen. So gesehen, liesse sich die grösste Schweinerei als Teil eines allgegenwärtigen Bösen entschuldigen. Die Leute von ALBURNUS MAIOR und SALVATI ROSIA MONTANA (www.rosiamontana.org) aber haben Hoffnungen für einen anderen Weg und setzen sich dafür ein: Bauern, Studenten, Unternehmer – in Rumänien und anderswo.

Daher werde ich zum FânFest fahren und freue mich auf die Berichterstattung im ND und anderen Medien, wenn wir die Zyanidfreie Republik Rosia Montana ausrufen werden. Rettet Rosia Montana!

1 Kommentar

  1. Im Vorfeld meiner Berichterstattung habe ich mich auf beiden Seiten in ausgewogener Weise informiert und war bis zu meiner Recherche in Rosia Montana übrigens der Propaganda der Projektgegner sehr zugetan. Es denkt sich eben leicht in diesen Kategorien: Großkonzern, Gift, Umweltzerstörung. Die kleinen selbsternannten Landschaftsretter fühlen sich heldenhaft im Kampf gegen der bösen Goliath. Da macht man gerne mit; eine Versuchung, der zuweilen auch Journalisten erliegen.

    Mir ging es in dem Bericht nicht darum, das Goldprojekt schönzureden oder zu verteidigen. Viel interessanter ist die gesteuerte „Bürgerbewegung“, die gar nicht merkt, wofür sie sich gerade instrumentalisieren läßt, und die in der Beurteilung der Goldengagements des Herrn Soros seltsam still ist.

    Und noch etwas finde ich wichtig: Man kann nicht auf der einen Seite die eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten Rumäniens blockieren und im selben Atemzug das Geld z. B. für die Jugendwohlfahrtspflege aus dem westlichen Ausland hereinbetteln wollen.

    Ich persönlich finde das Konzept der RMGC durchdacht und stimmig. Das ist meine Privatmeinung, ich habe sie deshalb nicht in meinen Bericht geschrieben. Wenn es ein besseres Nutzungskonzept gibt, dann bitteschön. Aber hier gibt es nur wieder das große Halali auf die bösen Großfirmen, die das Land vergiften wollen. Nach BP kann es sich ein Konzern schon gar nicht mehr leisten, sehenden Auges in ein Desaster zu steuern. Gabriel Resources wäre dadurch erledigt. Und wo war denn eigentlich die Rosia-Montana-Bewegung vor 1989, als der Goldabbau dort noch ganz andere Züge hatte? All die damals verursachten Umweltschäden will RMGC gleich mitsanieren. Die Projektgegner haben dafür hingegen nicht die Spur eines Konzepts.

    Daß ich dem allgemeinen Goldhunger skeptisch gegenüberstehe, steht in meinem Bericht. Trotzdem ist er da. Er schert sich nicht um die Umwelt und nicht um das Leid z. B. südafrikanischer Minenarbeiter. Auch das müssen wir zur Kenntnis nehmen.

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