Sent: Friday, March 23, 2012 10:49 PM
To: nicola.schelling@bruessel.bwl.de
Sehr geehrte Frau Schelling,
mit Entsetzen habe ich erfahren, dass die von der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU mitorganisierte Tagung „Advancing with the Restoration Agenda“ am 27. März 2012 von der Rosia Montana Gold Corporation (RMGC) gesponsort werden soll.
Persönlich verfolge ich die Auseinandersetzungen um das von der RMGC angestrebte Gold-Tagebauprojekt mittels Zyanid-Laugeverfahren seit nahezu zehn Jahren. Meiner in dieser Zeit gewachsenen Einstellung nach steht die RMGC für ein katastrophales Vorhaben, welches u. a. mit Hilfe von Konferenzen wie der genannten einen grünen Anstrich bekommen soll. Abgesehen von der unmöglichen Renaturierung einer durch das Tagebauprojekt definitiv zerstörten Region, gehörte es von Anfang an zur Strategie des Vorhabens, der Region nachhaltige wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zu verwehren.
Sollte das Vorhaben Gestalt gewinnen, würden pro Woche 500.000 t Gestein bewegt werden. Täglich würden 134 kg Zyanid in die Umwelt abgegeben und insgesamt während der ca. 16-jährigen Laufzeit des Projektes pro Jahr 13 – 14 Millionen Kilogramm Zyanid benutzt werden.
Um das Projekt zu verwirklichen, müsste die RMGC alle Bewohner von Rosia Montana umsiedeln. Die Bürgerinitiative ALBURNUS MAIOR, die an der Spitze der Widerstandsbewegung gegen das Projekt steht, wurde von örtlichen Grundbesitzern gegründet: Sie wollen weder ihr Land verkaufen, noch ihre Wurzeln und die Dorfgemeinschaft aufgeben. Ebenso haben die vom Projekt betroffenen Kirchen – Katholiken, Reformierte, Orthodoxe, Protestanten und Unitarier – es abgelehnt, ihre im potentiellen Tagebau befindlichen Sakralgebäude und Friedhöfe an die RMGC zu verkaufen.
Die Realisierung des von der RMGC geplanten Gold-Tagebau würde die unwiderbringliche Zerstörung von einzigartigem Kulturerbe Rumäniens aus der Römer- und Dakerzeit bedeuten. Aus diesem Grunde gibt es eine breite Oppostion im Lande gegen die RMGC – zu ihr zählen u. a. verschiedene Kirchen, die Rumänische Akademie und die Königliche Familie Rumäniens. Vor allem handelt es sich um die größte Bürgerbewegung Rumäniens in seiner Geschichte – um tausende junger und älterer menschen, die dem Land ein zivieles und verantwortungsbewusstes Gesicht geben wollen.
Als deutscher Staatsbürger und betroffener Bewohner Rumäniens fordere ich Sie daher dringend auf, auf eine Unterstützung des wertvollen Anliegens Ihrer Konferenz durch die RMGC zu verzichten! Viele Engagierte hier im Lande und in Europa werden es Ihnen und dem Land Baden-Württemberg danken!
Mit den besten Wünschen aus Rumänien,
Joachim Cotaru
In Kopie an:
- MdB Susanne Kastner, Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages
- Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
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