Der Beauftragte für Roma-Fragen des Kreises Alba Iulia schildert seine Lage

Ein Beitrag von Stephan Drube (via rumaenienrundbrief@web.de) – „Wenn es so wie bisher weitergeht, daß ich alle Fahrten ohne irgendeine Kostenerstattung und meine Projekte ohne Zuschüsse am Leben erhalten muß, dann lege ich mein Amt nieder. Fünf Enkel und zwei meiner Töchter leben noch bei mir in der Wohnung. Meine Frau verkauft Kräuter auf dem Markt, damit ich meine Arbeit finanzieren kann. Ist so ein Leben mit einer einzigen Rente von 2 Mio Lei ( 50 ¤) überhaupt möglich?“

Diese Verzweiflung ist nicht gespielt. Das Geld für Roma-Projekte verläuft im Sand, bei den Empfängern kommt nichts mehr an. Um eine Planung einzureichen, ist erst einmal eine Projektskizze einzureichen. Diese aber vom Fachmann anfertigen zu lassen, fehlt schon das Geld. Solange die Kanäle wie bisher angelegt sind, werden die Mittel nie bei den Betroffenen ankommen, darin liegt der Grundfehler.

„Wir brauchen Arbeit hier“, ist eine Aussage, die man überall im Land, ob in Oltenien, in Siebenbürgen oder in der Moldau hört und zwar nicht allein unter der Roma-Bevölkerung.

Die Beschäftigungslage war selbst zur schlimmsten Zeit der Diktatur Ceausescus um vieles besser: man musste sogar arbeiten und der Lohn wurde – im Gegensatz zu heute – pünktlich ausgezahlt. Derzeit kann man froh sein, wenn man Arbeit hat; ob diese aber bezahlt wird ist ein Glücksfall. Oft wird man auf einen späteren Termin vertröstet oder einfach entlassen – weil kein Geld da ist. Oder man geht nach einiger Zeit ohne Bezahlung von selbst.

Jetzt ist es schwierig, Kindergärten oder Schulen für Zigeuner-Kinder einzurichten – die wichtigsten Einrichtungen für eine bessere Zukunft. Kann so etwas ohne große Zuschüsse verwirklicht werden?

Ja, aber es ist kompliziert fortzuführen, zu groß sind die Steine auf dem Weg.

Von der Roma-Partei ist Stefan Nutu enttäuscht: Auch sie ist nur eine Interessengruppe, die nie die Gesamtheit der Zigeuner-Bevölkerung sehen will; so bewegt sich wenig oder nichts.

Der Kindergarten besteht bereits fast drei Jahre im Valea Caselor in Cimpeni; die Roma-Klasse 1-4 ist noch ein Jahr älter und in einer normalen Schule untergebracht. Herr Padurean, ein junger Mann aus Bukarest, ist seit über drei Jahren der Lehrer der Roma-Klasse. Seiner Ansicht nach ist es eine gute Sache, den Kindergarten als eine Art Vorschule eingerichtet zu haben. Sprachlich gut ausgebildete Kinder werden in jedem Falle ihre Chancen an der Schule leichter nutzen können. Im Valea Caselor spricht man zuhause – wie in vielen anderen Zigeunervierteln – die Roma-Sprache.

Ein zusätzlicher Kollege wäre eine wichtige Stütze des Unterrichts, was bei 16 Kindern mit Defiziten in der Klasse eigentlich selbstverständlich ist. Es fehlen Gelder für Kassettengeräte zum Sprachunterricht (Rumänisch und Englisch); Ferienlager und Ausflüge entfallen in der derzeitigen Krise sowieso.

Wie ist da wirklich guter Unterricht zu halten?

Daß es so etwas bereits in Cimpeni gibt, ist das Verdienst Stefan Nutus.

Ich hätte es 1980 nicht glauben können, dass er einmal diese Funktion bekleiden würde: Als Arbeiter in der Mühle hatte ich ihn gegenüber dem Forstinternat in Cimpeni während meine Auslandsstipendiums kennengelernt. Dort arbeitete er bis nach der Wende, ging in Rente und machte sein Diplom als Pastor an einer freikirchlichenamerikanischen Bildungseinrichtung – worauf er sehr stolz ist und es jedem Gast zeigt. Seitdem er der Beauftragte für Romafragen des Kreises Alba ist, hat er alle Hände voll zu tun und ist mit seinem alten Trabant dauernd in diesen Dingen unterwegs.

Mit seinen Kindern hat er bisher kein rechtes Glück gehabt, vielleicht findet er es in seinen Enkeln.

Aber sicher wird er es in den vielen Roma-Kindern finden, die durch seine Arbeit einen besseren Lebensweg ergreifen können.

und: tiberica2001@yahoo.com

Da fällt mir noch ein, daß ich die Adresse von

Stefan Nutu
Str. Horia 51 Bloc A 3 Apt. 3
RO-3375 Cimpeni/Alba
Tel. 0040-258-771074

vergessen hatte anzugeben!

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