
Es ist im Rumänischen nicht anders als im Deutschen: Der Mythos zählt. Ich finde es immer wieder frappierend, wie unterschiedlich wir ein und denselben Ort sehen und bewerten können. Dass mir persönlich romantisches Quersprech abgeht, sei einmal dahingestellt und statt dessen einmal drei Beiträge aus dem Netz zu Hosman/ Holzmengen hierher verlinkt – vergleichen Sie selbst:
- Elena Stoica auf oerd.de unter „Geduldiges Holzmengen“:
„Vor der Kreuzung steht es: Holzmengen. Man hat den Eindruck, hier ist das Ende. Der Weg führt noch weiter, weiter nach vorne, aber rechts – scheue kleine Häuser schauen misstrauisch zu den Autos, die vorbeifahren(…)“. Der ganze Text hier. - „Die kleine Ortschaft schlummert“ hiess es bei Conrad Adler auf hermannstaedter.ro:
„Ich lasse mich am Ortsschild absetzen. Hier beginnt also Hosman. Ich erblicke den Kirchturm als einzig humanistisches Spurelement in der atemberaubenden Skyline der Natur. Eingebettet zwischen grüngelben Feldern und hügeligen Wäldern, schlummert die kleine Ortschaft (…)“. Der komplette Beitrag war hier abrufbar, scheint aber spätestens seit 2014 nicht mehr online. - Und dann fragt sich Jens Langer (Dank!) „Wohin im Sommerurlaub?“ auf stadtgespraeche-rostock.de:
„Einladung zum sanften Agrartourismus nach Rumänien. Oder: Frischer Wind zwischen Ziegen und Ziegeln. Kleines Stück transilvanischen Sommers 2009.“ Ganz nachzulesen unter diesem Link auf Seite 33 des PDF.
Welches Holzmengen ist mein Dorf? Ehrlich gesagt: die verquirlte Schlammromantik der beiden ersten Artikel tut weh. Weder ist Holzmengen aus der Zeit, noch sind es seine Bewohner_innen. Dass „man“ bei uns immer letzte Sachsen oder Sächsinnen, gar den letzten Hirten der Transhumanzkultur finden will oder sonst noch irgendwelche nekrophilen Neigungen heraustreten – sei es drum. Aber dieses einem imaginären Vergangenen Hinterhergetrauere, das in den Texten wirksam wird, ist einfach gefährlich für eine desintegrierte Gesellschaft wie unsere. Sie verhindert aktive Solidarität und akzeptiert quasi-feudale Denkmuster.
Aber, falls Sie schon einmal in der Gegend waren: Was meinen Sie? Schreiben Sie es auf, kommentieren Sie!
(Update vom 5.4.2014)
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